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Stromzertifikate aus Norwegen - Vizekanzler zeigt Verständnis für Kritik
Das Anti Atom Komitee und der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich machten Vizekanzler Mitterlehner bei einem Treffen in Wien auf die Missstände bei der Stromkennzeichnung aufmerksam. Bislang führen Bestimmungen im EU-Recht und die Umsetzung in Österreich dazu, dass eine klare Irreführung der Stromkunden ermöglicht wird. Die Stromlieferanten können importierten Atomstrom mit dem Ankauf von handelbaren Wasserkraft-Zertifikaten aus Skandinavien „grünwaschen“.
Vizekanzler Mitterlehner zeigte durchaus Verständnis für die Kritik und sagte weitere Gespräche auf Ministeriumsebene mit Vertretern der E-Wirtschaft und den NGOs zu.
Bei den Atomstromgipfeln zwischen der Bundesregierung und der Umwelt-NGOs im Frühjahr 2012 wurde beschlossen, dass jede Kilowattstunde Strom, die in Österreich an Endkunden geliefert wird, mit einem Zertifikat – einem Herkunftsnachweis - versehen sein muss. Die Möglichkeit der vom Stromgeschäft getrennt handelbaren Herkunftsnachweise nützen nun auch österreichische Stromhändler. Zurzeit wird Strom unbekannter Herkunft (Graustrom) mit einem Atomstromanteil von über 30% z.B. aus Deutschland oder Tschechien zugekauft. Der Ankauf von billigen norwegischen Wasserkraftzertifikaten reicht aus, dass auf der Stromrechnung der österreichischen Endkunden 100% Ökostrom aufscheint.
„Dies ist allerdings eine grobe Irreführung der Stromkunden, weil das Geld zu 99% nach wie vor an Atomstrom und Kohlestromproduzenten fließt und große Mengen Atomstrom nach Österreich importiert werden“, erklärt Manfred Doppler vom Anti Atom Komitee.
Das Grundübel ist eine Bestimmung in der EU Richtlinie für Erneuerbare Energien, die den getrennten Handel von Strom und Herkunftszertifikaten erlaubt. Mit der Novellierung der EU-Erneuerbaren Energien-Richtlinie muss sichergestellt werden, dass 100% des Geldes der Stromkunden für den Energiepreis auch beim Ökostromproduzenten ankommen. Dies ist nur mit einer vollständigen und verpflichtenden Stromkennzeichnung für alle Energieträger möglich.
„Wir fordern, dass auch Strom aus Atomkraft oder fossilen Energieträgern verpflichtend mit einem Herkunftsnachweis versehen sein müssen und dass Strom und Zertifikate nicht getrennt gehandelt werden dürfen. Der Stromkunde sollte die Stromlieferung bis zum Kraftwerk rückverfolgen können“, so Erwin Mayer vom Dachverband Erneuerbare Energie Österreich auf Vorbilder bei der Nahrungsmittelkennzeichnung verweisend.
Rückfragehinweis: DI Manfred Doppler +43 (0) 664 45 05 015
Anti Atom Komitee
Promenade 11
4240 Freistadt